Als am Nachmittag die Sonne den Porsche Nord Course in warmes Licht tauchte, setzte sich unter den Fans auf der Anlage der Green Eagle Golf Courses bei Hamburg die Gewissheit durch: Bei diesen Porsche European Open 2023 ist die Chance auf den ersten deutschen Heimsieg seit 15 Jahren auf der DP World Tour tatsächlich so groß wie noch nie. Es wäre der erste deutsche Titel, seit das Traditionsturnier, das in diesem Jahr seine 40. Austragung feiert, 2015 nach Deutschland kam.
Der Weg bis zum letzten Putt am späten Sonntagnachmittag ist noch weit. Doch nach einer von vier Runden gestaltet sich das Leaderboard bereits so, wie es sich die heimischen Fans gewünscht hatten: Ein Deutscher an der Spitze, drei Deutsche unter den besten Zehn, ein Hole-in-One eines deutschen Nachwuchsprofis und weitere beeindruckende Ergebnisse im internationalen Spitzenfeld des ersten Weltklasse-Events der Saison in Deutschland.
Kieffer: „Ich freue mich schon sehr auf morgen“
Der Mann des Tages für die deutschen Fans war Max Kieffer, der sich gemeinsam mit dem Schweden Simon Forsström dank einer spektakulären ersten Runde von 69 Schlägen an die Spitze des Leaderboards setzen konnte. Der 32-Jährige, der im vergangenen Jahr mit seinem Sieg beim D+D Czech Masters die sieglose Zeit von acht Jahren ohne deutschen Sieg auf der DP World Tour beendet hatte, war auf der 1 gestartet – und wie. „Da waren einige Highlights dabei, lange Putts, einmal eingechippt. Das hat mich natürlich beflügelt.“ Schnell ging es mit drei unter Par an die Spitze. „Eigentlich hätte ich auf den zweiten Neun mit Rückenwind und sehr guten Schlägen noch mehr mitnehmen können. Aber dann sind die Putts nicht gefallen.“ So bleibt Luft nach oben – wenn auch nicht allzu viel. „Es war ein großartiger Tag. Das war sehr cool heute, hat sehr viel Spaß gemacht, ein super Support von den Zuschauern. Ich freue mich schon sehr auf morgen.“
Dann wird es früh losgehen – wieder bei voraussichtlich niedrigeren Temperaturen. „Jetzt geht es darum, gut ins Bett zu kommen und morgen früh um 5 aufzustehen. Meistens ist es morgens leichter zu spielen, auch wenn es kalt sein wird. Gut ist, dass wir aus Deutschland kommen und einen langen Winter hatten“, lachte Kieffer – wie so oft an diesem Tag.
Marcel Siem: „Ich liebe das Turnier“
Auch Marcel Siem, der bei zwei unter Par auf dem geteilten siebten Rang liegt, zeigte sich zufrieden, auch wenn er nach einem Ergebnis von drei unter Par nach neun Löchern noch eine bessere Runde im Blick hatte: „Hätten Sie mir vor der Runde ein zwei unter gegeben, ich hätte es genommen.“ Der 42-Jährige weiß, er ist noch voll im Rennen – und das bei bester Laune. „Es ist ein sehr wichtiges Turnier für mich, ich spiele gut im Moment. Es ist mega schön hier. Ich habe noch nie ein Turnier gehabt, bei dem es so familiär ist. Sponsoren, Freunde – alle sind da. Ich liebe das Turnier. Es wird immer besser.“
Neben Siem findet sich dessen Kumpel Freddy Schott, der sich nach zuletzt nicht ganz zufriedenstellenden Wochen eindrucksvoll zurückmeldete. „Die Stimmung war super, schön viele Leute, das macht richtig Bock“, so der 22-Jährige, der sich zwischenzeitlich mit vier Birdies in Folge alleine an die Spitze gesetzt, dann aber mit einem Triple-Bogey am Par 3 der 8, seiner 17. Bahn, wieder von ganz vorne verabschiedet hatte – vielleicht nur für den Moment.
Hole-in-One-Schütze Jannik de Bruyn: „Das war mega“
Für einen weiteren Höhepunkt, nicht nur aus deutscher Sicht, sorgte Nachwuchsgolfer Jannik de Bruyn, der mit einem Ass an der zweiten Bahn für großen Jubel sorgte. Mit einem Eisen 7 lochte er seinen Abschlag am 174 Meter langen Par 3. „Das war mega. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so happy war auf dem Platz“, so der 23-Jährige, der sich am späten Abend ebenfalls auf dem siebten Rang positionierte. „Ich habe gar nicht damit gerechnet. Es war ein guter Schlag, aber eigentlich wollte ich das Tee schon aufheben, habe aber in der letzten Sekunde noch gemerkt, dass er rein gegangen ist.“
Dass nicht nur deutsche Fans und deutsche Golfer auf dem Porsche Nord Course für gute Stimmung sorgten, erlebte der Däne Marcus Helligkilde bei seiner starken 70er Runde, die ihn auf den geteilten dritten Rang neben Joost Luiten (Niederlande), Kristian Krogh Johannessen (Norwegen) und Jordan Smith (England), den Porsche European Open Sieger von 2017, führte: „Es ist etwas Besonderes hier. Ich wohne beim Vater meines Caddies, der in der Nähe von Hamburg lebt. Es fühlt sich also ein bisschen wie ein Heimturnier an. Ich sehe auch viele dänische Menschen mit Flaggen hier draußen, die uns anfeuern. Alles fühlt sich ein wenig wie zuhause an. Es ist ein brillanter Golfplatz, ein sehr guter Test.“