Detry stürmt vom heimischen Garten an die Spitze

Eine 39 auf seinen ersten Löchern, den Bahnen 10 – 18, eine sehr starke 29 auf den zweiten neun Löchern – der Belgier Thomas Detry zeigte am ersten Tag der Porsche European Open 2021 einen beeindruckenden Sprint nach ruhigen Tagen in der Heimat. Der 28-Jährige war erst am Freitag mit dem Auto nach Hamburg angereist und hatte am Nachmittag ein paar Löcher auf dem herausfordenden Porsche Nord Course gespielt. Diese Vorbereitung tat Detrys Spiel gut: Mit sieben Birdies auf neun Löchern, wobei lediglich ein Doppel-Bogey an der 5 der Konkurrenz erlaubte, Schritt zu halten, setzte er sich in Runde eins an die Spitze des hochklassig besetzten Spielerfeldes.

Detry liegt nach der ersten von drei Runden einen Schlag vor dem Schweden Alexander Björk, Ashun Wu (China) und David Law aus Schottland. Alle vier waren bereits am Vormittag auf die Runde gegangen. Am Nachmittag hatte eine kurze Wetterunterbrechung die Spieler vom Kurs gezwungen, gleichzeitig hatte der Wind aufgefrischt. Lediglich der Engländer Ashley Chesters konnte sich so am Abend neben dem Trio auf Platz zwei bei drei unter Par positionieren.

Nicht an Golf gedacht – gutgetan

Detry, seit März nicht mehr in den Top Ten auf der European Tour zu finden, machte die Unterschiede seiner beiden Hälften hauptsächlich beim Spiel auf den Grüns fest. „Mein Spiel selbst war gar nicht so unterschiedlich. Die erste Hälfte war schon solide, es fielen nur keine Putts. Ich bin wirklich sehr zufrieden, das war sehr gutes Golf“, so Detry, der die vergangenen Tage nach intensiven Wochen bei der PGA Championship und beim Made in Himmerland Turnier der European Tour in Dänemark zuhause in Belgien verbracht hatte. Dort kümmerte er sich um seinen Garten und ließ das Golf-Bag in der Ecke liegen. „Ich habe mal nicht an Golf gedacht, das hat gutgetan.“ Der Beweis ist das Leaderboard der Porsche European Open nach der ersten Runde – mit seinem Namen ganz oben.

Für die Top-Favoriten lief der Auftakt in das prestigeträchtige Turnier der European Tour weniger erfreulich. Titelverteidiger Paul Casey kam mit einer 75 (+3) vom Kurs, das schlechteste Ergebnis auf dem Porsche Nord Course für den Engländer. „Das war ein harter Tag auf dem Golfkurs“, so Casey. „Ich glaube, der Platz ist sogar noch schwieriger als bei der PGA Championship in Kiawah Island vor zwei Wochen. Aber die Spitze ist nicht so weit weg. Vielleicht ist noch etwas möglich, wenn ich morgen schnell Birdies mache und das Leaderboard hochsprinte.“

Martin Kaymer hadert mit Unterbrechung

Darauf hofft auch Martin Kaymer, der nach gutem Start mit elf Par und zwei Birdies Kontakt zur Spitze hatte, dann aber mit Bogeys auf den Löchern 14, 15 und 16 am Ende mit einer 73er Runde aus den Top 30 herausfiel. „Ich war wirklich gut im Flow, hab sehr gut gespielt und fast keinen Fehlschlag gemacht. Aber die Gewitterunterbrechung hat mich echt rausgehauen, um ehrlich zu sein. Ich bin dann wieder schwierig reingekommen. Aber ich habe die ersten 13 Löcher solide Golf gespielt. Und wenn ich so die nächsten zwei Tage weitermache, kann ich sehr zufrieden sein.“ Abraham Ancer und Henrik Stenson liegen nach 18 Löchern abgeschlagen bei vier, beziehungsweise fünf über Par.

Der beste deutsche Starter nach Tag eins ist Marcel Schneider, der am Vormittag eine starke 70er Runde spielte und sich damit nur zwei Schläge hinter der Spitze auf dem geteilten sechsten Rang einsortierte. „Ich bin absolut zufrieden mit der Runde. Ich glaube, richtig tief geschossen wird nicht auf dem Platz – und das kann man auch nicht, weil die Bedingungen einfach viel zu schwer sind. Von daher bin ich gut dabei.“

Bernd Ritthammer, 2019 bereits starker Zweiter in Hamburg, liegt bei eins unter Par erneut aussichtsreich. Max Kieffer verbaute sich eine sehr gute Ausgangsposition mit einem Triple-Bogey an der 17, als er seinen Ball vor dem Grün aus dem Wasser schlagen wollte, dieser sich vorher aber bewegte und Kieffer in der Folge einen Strafschlag kassierte. Sein Ergebnis in Runde eins: 74 (+2). Auf dieses Ergebnis kommen auch Marcel Siem und Florian Fritsch, der nach seinem Karriere-Ende als Playing Pro eine spontane Rückkehr auf die Tour feiert.

Alle Resultate finden Sie hier: http://bit.ly/PEO2021_Live

Die Startzeiten für Runde zwei finden Sie hier: http://bit.ly/Startzeiten_PEO2021

Stimmen Samstag: “Fast ein bisschen Major-Feeling”

Thomas, Detry | 68 Schläge (-4)

„Die erste Hälfte war schon solide, es fielen nur keine Putts. Auf der zweiten Hälfte lief es dann mit zwei schnellen Birdies und auch das unnötige Doppel-Bogey an einem der leichteren Löcher hat daran nichts geändert. Es ist ein wirklich harter Golfkurs, manche sprechen ja auch von einem US Open Setup. Es ist ähnlich wie bei der PGA Championship vor zwei Wochen: Du musst das Fairway treffen, sonst wirst du bestraft. Das ist Golf, das mir etwas entgegenkommt. Ich bin wirklich sehr zufrieden, das war sehr gutes Golf. Vor dem Turnier war ich zuhause und habe mal nicht an Golf gedacht, habe in meinem Garten gearbeitet – das hat wirklich gutgetan.“

Alexander Björk | 69 Schläge (-3)

„Ich spiele sehr gut in diesen Monaten, in der vergangenen Woche dann Zweiter in Dänemark. Aber die ersten Löcher hier waren eigentlich sehr schlecht. Dann fielen einige wichtige Putts und ab da war es dann sehr gut und ich konnte die Runde zum Guten wenden. Es hat sich noch länger gespielt als gedacht. Ich bin kein Longhitter, ich versuche Fairways zu treffen und dann mit langen Eisen das Grün anzugreifen.

David Law (SCO) | 69 Schläge (-3)

Das ist wahrscheinlich der schwierigste Platz, den wir das ganze Jahr über spielen. Mit drei unter Par zu starten, damit bin ich wirklich zufrieden. Ich war heute Morgen nicht besonders frisch, ich bin gestern Abend aus Dänemark angereist, also bin ich mit dem Ergebnis wirklich zufrieden. Ich habe eigentlich die letzten vier Löcher nicht gespielt. Ich habe gestern 14 Löcher gespielt und hatte genug, ich war ein bisschen müde. Ich habe die letzten vier Löcher blind gespielt. Dass ich sie in zwei unter gespielt habe, freut mich sehr.

Im Großen und Ganzen war ich in der letzten Zeit ziemlich gut vom Abschlag bis zum Grün und habe nur keinen einzigen Putt gelocht. Heute habe ich tatsächlich einige gelocht, also war es schön zu sehen, dass der Ball reingeht. Diese Woche ist es eher ein Sprint, man muss schnell loslegen und durchhalten. Auf diesem Platz darf man nicht aggressiv werden, man muss sich an seinen Spielplan halten, aber gleichzeitig ist man sich der Tatsache halbwegs bewusst, dass es diese Woche nur 54 Löcher sind, also muss man Birdies machen, wenn man kann.

 

Marcel Schneider | 70 Schläge (-2)

„Ich bin absolut zufrieden mit der Runde. Ich glaube, richtig tief geschossen wird nicht auf dem Platz – und das kann man auch nicht, weil die Bedingungen einfach viel zu schwer sind. Ich denke nicht, dass jemand sechs, sieben unter Par spielt. Von daher bin ich gut dabei. Ich habe sehr solide gespielt, relativ wenige Fehler gemacht, bin auf der guten und sicheren Seite geblieben und habe ordentlich geputtet. Die Grüns scheinen mir zu liegen. Ich freue mich schon auf die nächsten zwei Tage.“

 

Bernd Ritthammer | 71 Schläge (-1)

„Ich war ja nach dem Start nach vier Loch schon drei über. Aber ich habe es geschafft, relaxed zu bleiben. Weil ich einfach weiß, dass es vor allem von Loch 10 bis 13 extrem tough ist. Ich habe dann eben weiter mein Ding gemacht, relativ solide gespielt und ein paar Putts gemacht. Vor allem das Putten hat sich sehr erfreulich angefühlt heute. Es unglaublich, wieder vor Publikum spielen zu dürfen und es macht riesen Spaß. Auch wenn die Bude jetzt nicht voll ist, es ist einfach so viel mehr Atmosphäre und reicht, um es so viel schöner für uns zu machen.“

Matthias Schwab | 70 Schläge (-1)

„Ein paar Löcher wurden noch einmal verlängert und das Rough ist ziemlich hoch – dementsprechend schwer spielt sich der Platz. Man sieht ja auch an den Scores, dass jede Runde unter Par wirklich ein sehr, sehr gutes Ergebnis ist. Es ein bisschen angenehmer, dass es nur über drei Runden geht – weil dadurch die Woche nicht anstrengend ist. Vier Runden Turniergolf sind für den Kopf schon sehr, sehr mühsam. Jetzt sparen wir uns eine Runde. Ich sehe das positiv.“

Martin Kaymer | 73 Schläge (+1)

„Ich war wirklich gut im Flow, hab sehr gut gespielt und fast keinen Fehlschlag gemacht. Aber die Gewitterunterbrechung hat mich echt rausgehauen, um ehrlich zu sein. Ich bin dann echt wieder schwierig reingekommen. Aber ich habe die ersten 13 Löcher solide Golf gespielt. Und wenn ich so die nächsten zwei Tage so weitermache, kann ich sehr zufrieden sein. Die Pause war wirklich bitter in dem Moment, weil es ja auch keinen Grund wirklich gab – im Nachhinein. Und dann aus dem Flow zukommen, war einfach schade. Aber ich versuch mich auf das Positive zu konzentrieren. Ich bin nicht raus dem Turnier raus. Das ist immer wichtig. Wenn ich jetzt noch zwei gute Runden spiele, bin ich vorne mit dabei. Ich spiel ja generell sehr gern in Deutschland. Und dann hast du auch noch ein paar Zuschauer und Fans, Familie war dabei, Freunde waren dabei – das ist immer schön. Auch wenn du dann für gute Schläge so einen kleinen Applaus bekommst.

 

Maximilian Kieffer | 74 Schläge (+2)

„Eigentlich liegt mir der Platz nicht so wirklich, weil er sich sehr, sehr lang spielt. Man hat viele lange Eisen in die Grüns und man hat es schwer zur Fahne zu kommen – und dann ist man auch vom Bounce abhängig. Aber ich habe schon sehr gut gespielt heute. Das würde ich schon so sagen. Bis zum Ende auf der acht. Da war ich im Wasser. Ich wollte den Ball noch spielen, weil er ganz okay lag. Dann hat sich der Ball bewegt. Das habe ich dem Referee gemeldet – und er war der Meinung, dass ich der Grund war, dass sich der Ball bewegt habe. Somit habe ich einen Strafschlag bekommen.“

Florian Fritsch | 74 Schläge (+2)

„War schon knackig. Das ist ja hier nicht so ein Platz, auf dem man sich reinfühlen kann, das ist eine echt stramme Wiese. Aber +2 ist wirklich in Ordnung. Ich bin ja hierhergekommen, mit der Erwartung, eine gute Zeit zu haben. Ich genieße es einfach, hier zu spielen. Es war wie ein Klassentreffen hier und das habe ich genossen. Natürlich will ich auch hier spielerisch mein Bestes geben – aber mir ist klar, dass ich schon lange draußen bin und auch nicht das Training hatte, um auf diesem Niveau hier bestehen zu können.

Marcel Siem | 74 Schläge (+2)

„Ich bin eigentlich richtig gut gestartet. Aber dann habe ich das On-Course-Interview gegeben auf der 10 – und dann drei Bogeys in Folge gespielt. Ich glaube, da reicht einfach meine Konzentration noch nicht, um mich da voll wieder zurückzuholen. Im Großen und Ganzen bin ich aber schon zufrieden. Mit sechs Schlägen hinter dem Ersten und einem Schlag hinter den Top 30 muss ich erstmal kleine Brötchen backen. Aber es war schon echt super und auch aufregend, wieder mit den Fans hier. Der Platz ist auch in einem hervorragenden Zustand, alle Spieler sind happy und es ist ein richtig guter Test – fast ein bisschen Major-Feeling. Es hat auf jeden Fall tierisch viel Spaß gemacht.“

Paul Casey | 75 Schläge (+3)

„Harter Tag auf dem Golfkurs. Ich meine, der Porsche Nord Course ist so lang, das Rough ist dicht. Ich glaube, der Golfkurs ist sogar noch schwieriger als bei der PGA Championship in Kiawah Island vor zwei Wochen. Wir waren in unserer Gruppe alle über Par. Von den fünf Par 5 kannst du eigentlich keines in zwei Schlägen erreichen, das macht es sehr, sehr schwer. Ich bin jetzt wohl ein wenig abgeschlagen. Aber die Führenden sind nicht so weit weg. Vielleicht ist noch etwas möglich, wenn ich schnell Birdies mache und das Leaderboard hochsprinte.“

 

Nicolai von Dellingshausen | 78 Schläge (+6)

„Ich kann das gar nicht fassen. Aber ich kann auch noch nicht mal böse sein gerade! Denn ich habe viele gute Schläge gemacht, mir viele Chancen erarbeitet – aber der Platz ist halt brutal, dass wirklich auch die kleinsten Fehler bestraft werden. Es ist irgendwie surreal gerade. Jetzt muss ich mich erstmal sortieren. Aber das Gute ist, dass ich nicht komplett frustriert bin. Die Schläge sind ja da und ich gebe mir die Chancen. Wenn ich sie dann rein mache, morgen, dann geht da auf jeden Fall noch was.“