Titelverteidiger Armitage: Für immer ein Gewinner

Marcus Armitage erfüllte sich mit seinem Sieg bei den Porsche European Open 2021 einen Traum. Neben der Gewissheit, auf der DP World Tour gewinnen zu können, freut er sich über großartige Erinnerungen – und hat ein besonderes Ziel für 2022.

Die Karriere des englischen Golfprofis Marcus Armitage nahm an einem Montag im Juni 2021 eine sehr glückliche Wendung. Es war der Finaltag der Porsche European Open, für Armitage, damals 33 Jahre alt, „ein großer Tag: Ein Traum wurde wahr.“ Über Jahre hatte er auf der Tour gekämpft, hatte sich Geld geliehen, um Reisekosten zu bezahlen und wusste nicht, ob er das Zeug dazu hatte, ein Gewinner zu sein. Vor wenigen Jahren hatte er Tiger Woods noch um ein Autogramm gebeten.

Dann kamen die Porsche European Open und eine triumphale Leistung auf dem anspruchsvollen Porsche Nord Course der Green Eagle Golf Courses bei Hamburg. Am 14. Grün schaute er auf das Scoreboard, sah seinen Namen an der Spitze und meinte zu seinem Caddie Harry Bird: „Oh, das ist weit oben, jetzt kann es eigentlich nur noch runter gehen.“ Ging es nicht.

Armitage spielte eine tagesbeste 65 (sieben unter Par), die ihn im 71. Anlauf auf der European Tour ans Ziel brachte. „Vor 20 Jahren habe ich meine Mutter verloren. Seitdem habe ich genau hiervon geträumt – endlich ein Turnier zu gewinnen. Und es gab Tage, da denkt man, man schafft es nicht mehr. Aber ich bin drangeblieben. Heute ist ein großartiger Tag“, sagte Armitage hinterher.

„Ich werde mich in einer ruhigen Minute mit dem Pokal der Porsche European Open hinsetzen und mir einmal all die großen Namen darauf ansehen. Das wird richtig cool. Dafür hatte ich im vergangenen Jahr so wenig Zeit, da ging alles so schnell.“

Es folgten weitere großartige Tage. Dank seines Titels bei den Porsche European Open qualifizierte sich Armitage für die US Open – erst der zweite Major-Start in seiner Karriere. Nie zuvor war der Mann aus Huddersfield in England bis dahin in Kalifornien gewesen. Nun schlug er ab im legendären Torrey Pines und konnte es selbst nicht fassen. Auf die Frage, was er sich von seinem Preisgeld der Porsche European Open geleistet habe, verriet Armitage, dass er sich sehr ausgiebig im Merchandising Zelt der US Open eingedeckt habe. Er habe nun genügend Beweise, dass er dabei war. Armitage, den Golf Digest als „legendär menschlich“ bezeichnete, war bei den US Open der wohl glücklichste Teilnehmer, der den Cut verpasste.

Er wusste, dass er diese Zeit genießen sollte. Nach dem Tod seiner Mutter hatte er mit 13 die Schule verlassen. „Beim Training konnte ich mich nur auf den Ball konzentrieren. Das war meine Flucht“, hatte er einmal verraten. Sein Weg ist so speziell wie seine Fähigkeit, Leute für sich zu gewinnen. US-Beobachter nannten ihn ehrfürchtig „den Mann, der als der größte Spaßvogel des europäischen Golfsports bekannt ist“.

Gleichzeitig reicht sein Ruf als großer Hundenarr ebenfalls sehr weit. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist, so gründet auch sein Spitzname auf dieser Leidenschaft. „Bulldog“ – das sollte zu Ehren seiner Hunde auf seinem Golf-Handschuh stehen. Also bestellte Armitage genau diesen Aufdruck. Als er die Handschuhe geliefert bekam, stand dort jedoch „Bullet“ geschrieben. Die Geschichte wäre wohl vergessen, wenn daraus eben nicht sein inzwischen berühmter Spitzname entstanden wäre.

Es ist eine der vielen einnehmenden Geschichten, die sich um Armitage ranken. Weitere erzählt er gerne. Zum Beispiel aus der Finalrunde 2021 auf dem Porsche Nord Course. „Auf der 17 am Montag habe ich das Grün rechts verfehlt, ein schlechter Schlag. Ich habe zu meinem Caddie Harry gesagt: ‚Wenn ich das Up-and-Down von hier schaffe, lädst Du mich zu McDonalds ein, egal, auf was ich Lust habe.‘ Er hat eingewilligt, ich habe das Up-and-Down gemacht“, lacht Armitage. Die Folge: der Sieg bei den Porsche European Open und ein kostenloses Festessen.

Armitage freut sich über seine Rückkehr nach Hamburg, auch wegen der vielen positiven Erinnerungen. „Es ist super zu wissen, dass man gewinnen kann. Das ist sehr gut für den Glauben an die eigenen Fähigkeiten. In diesem Jahr werde ich definitiv mit mehr Selbstvertrauen antreten“, sagt er. Ein Ziel: die Titelverteidigung. Ein weiteres: „Ich werde mich in einer ruhigen Minute mit dem Pokal der Porsche European Open hinsetzen und mir einmal all die großen Namen darauf ansehen. Das wird richtig cool. Dafür hatte ich im vergangenen Jahr so wenig Zeit, da ging alles so schnell.“

Damals wurde Armitage in eine neue Welt katapultiert. Nun kehrt der Engländer auf den Porsche Nord Course zurück – mit der Gewissheit, dass er immer ein Gewinner ist.